Lerntechnicken für Line Dancer

Damit die Tänze länger im Gedächtnis bleiben, können folgende Techniken helfen:

Baue auf vorhandenes Wissen auf!

Je mehr Vorwissen wir haben, desto weniger müssen wir neu dazu lernen (siehe auch Lernstrategie Elaboration). Zum Beispiel, wenn du die Jazzbox aus anderen Tänzen bereits kennst, kannst du deine Konzentration auf neu unbekannte Schritte im Tanz legen. Anders herum heißt es auch, je mehr du über die Tanzgrundlagen weißt und anwenden kannst, um so leichter erlernt sich ein Tanz. Zu den Tanzgrundlagen zählen u.a.:

  • Motion & Rhythmen -> ein Shuffle ist im Cha Cha & Polka anders
  • Fuß- und Armpositionen -> besseres Tanzgefühl
  • Drehungen
  • und weitere Tanztechniken

Trainiere beide Hälften des Gehirns!

Unsere Fähigkeiten zu Tanz und Musik wird vorrangig von unserer rechten Gehirnhälfte gesteuert. Durch den Einsatz von Strukturen wie sie beim logisch-abstakten und sicherheitsliebenden Lerntypen vorkommen, kann die linke Hälfte mit einbezogen werden.
Durch den Einsatz von beiden Gehirnhälften werden mehr Verbindungen aufgebaut, was wiederum den Lerneffekt erhöht.

Finde die Struktur im Tanz!

Tänze mit Struktur sind besonders für den logisch-abstakten und sicherheitsliebenden Lerntypen hilfreich beim Lernen. Aber was ist die Struktur im Tanz?

Struktur durch logische Zähleinheiten

Ein Tanz sollte aus eine Vielzahl von 8-Sequenzen (Ausnahme: Walzer 6-Sequenzen) bestehen. Zusätzlich sollten die Zähleinheit zum Rhythmus passen.
Durch Wiederholungen von diesen Sequenzen sind auch Line Dances über 64 Counts leicht erlernbar, z.B.

Struktur durch sinnvolle Aneinanderreihung von Schrittkombinationen

Manche Schrittkombinationen machen erst als Einheit Sinn und diese Schrittkombinationen beim Erlernen auseinander zureißen ist nicht gut. Zum Beispiel durch das Aufbrechen der 8-Sequenzen beim Ski Bumpus ist das Erlernen durch die Schrittkombinationswiederholung sehr leicht.

Bei einigen Tanzchoreografien ist die unlogische und willkürliche Aneinanderreihung von Schritten sehr kontraproduktiv und erhöht somit den Frustfaktor.

Tanzkomprimierung durch Strukturdenken

Viele sind bemüht den kompletten Tanz im Gedächtnis zu behalten. Aber oft reicht es, wenn das Elementare des Tanzes (die Grundstruktur) gespeichert wird. Dabei kann die Grundstruktur die Richtung, die gewissen Grundschritte oder die Wiederholsequenzen sein. Es folgen ein paar Beispiele aus meinen „Line Dance Gedächtnis„, die es besser verdeutlichen:

Beispiel Be Bop
  • immer 4 Schritte
  • nach rechts, links, zurück und vor
Beispiel Copperhead Road

wie Be Bop, aber mit Fan & Cross am Anfang und Hitch am Ende

Beispiel Ski Bumpus
  • alles 2mal
  • rechts/links Touches
  • 2x Kick Ball Changes + Pivot
  • 2x Shuffles vor + Pivot
  • Jazzbox

Durch diese Komprimierung, brauch ich mir nicht viel merken und der Rest kommt dann beim Tanzen. Dabei ist es nicht schlimm die genauen Schritte noch zu wissen, weil dazu stehen meist genügend andere Line Dancer um einen herum, bei denen man kurz mal schauen kann.

Diese Lerntechnik ist für einen abstrakt-logischen und kreativ-chaotischen Lerntypen perfekt, aber bereitet einen sicherheitsliebenden Lerntypen große Probleme, weil er benötigt die Exaktheit.

Sei dir über die Motion & Rhythmen immer bewußt!

Durch das Wissen über Motion & Rhythmus tanzt sich ein Tanz leichter. Insbesondere wenn der typische Grundschritt des jeweiligen Rhythmus im zu lernenden Tanz enthalten ist, z.B.

  • Cha Cha Grundschritt am Anfang des  C.C.S.
  • Nightclub Two Step Grundschritt am Anfang des Where We’ve Been

Auch die typische Zählweise des Rhythms hilft uns in den Tanz zu finden.

Übe (besonders die leichten Tänze) zu verschiedener Musik!

Besonders beim emotionalen Lerntyp ist die Musik entscheidend für den Tanz. Die Gefahr besteht allerdings oft, dass die Tanzschritte nur mit der Musik im Gedächtnis bleiben. Übt man den Tanz zu verschiedener Musik, lernt man den Tanz mit den Rhythmus in Verbindung zu setzen, so dass uns der Tanz auch bei anderer und neuer unbekannter Musik einfällt, wenn wir den Rhythmus erkannt haben.

Lerne mit so vielen Sinnen wie möglich!

Beim Erlernen eines Tanzes sollten wir mehrere Sinne einsetzen. Denn mit jedem Sinn mehr den wir verwenden, erhöht sich die Erinnerbarkeit (1977, Niggemann).

Sinn Erinnerbarkeit
nur Hören ca. 20%
nur Sehen ca. 30%
Hören & Sehen ca. 50%
Hören & Sehen & Reden ca. 70%
Hören & Sehen & Reden & Anwenden ca. 90%

Reden bedeutet bei uns Tänzern, das wir leise oder im Gedanken mit sprechen können (z.B. mitzählen), wenn wir ein Tanz lernen. Das Anwenden ist bei uns sowieso gegeben, da wir das Gehörte gleich umsetzen.

Wiederhole regelmäßig die erlernten Tänze!

Es ist klar, wenn wir nicht wiederholen, dann vergessen wir es wieder.  Die Wiederholung ist am Effektivsten, wenn wir einfach den Tanz tanzen. Aber auch  wenn wir einfach an den Tanz denken, ist dies eine Art von Wiederholung. Das daran denken passiert einerseits ganz unbewußt, aber auch andererseits bewußt, wenn wir Verbindungen zwischen den verschiedenen Tänzen in unserem Gehirn schaffen. Hier einige Beispiele:

  • ich tanze den Be Bop und gleichzeitig denke ich an total ähnliche Tänze wie Electric Slide und Copperhead Road
  • ich tanze gerade einen Tanz im Rhythmus des East Coast Swings und denke an typische Tänze aus diesem Rhythmus, z.B. Bread & Butter, Burning Love

Zusätzlich zu der Wiederholung der Tänze ist auch immer die Auffrischung der Tanzgrundlagen, wie z.B. Fuß- und Armpositionen sowie alles über Motion & Rhythmen zu empfehlen.

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